Pressespiegel

Schüler managen ihren eigenen Kiosk

Als die Betreiberin des Büdchens aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste, übernahmen Schüler den Kiosk. Dass Oberstufenschüler auch Geschäftsführer sind, ist ein Erfolgsmodell.

Außer Mathe, Geschichte und Sport stehen bei Cara Münter und Lennart Kiep noch Buchhaltung, Brötchen holen und Backrezepte auswählen auf dem Stundenplan. Die beiden besuchen die Abschlussstufe des Gymnasiums, außerdem sind sie Geschäftsführer des schuleigenen Kiosks.

Diese Stelle wurde vakant, nachdem die Vorgängerin, die bis 2014 als Externe das Büdchen betrieben hatte, aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. „Im Mensa-Team haben wir besprochen, was wir jetzt machen können“, erinnern sich die beiden Oberstufenschüler. Die Idee: Wir betreiben den Laden selber.

Nach einem etwa halbjährigen Probelauf, wie sich Schulleiter Joachim Busch erinnert, wurde klar: Das funktioniert. „Der Job macht Spaß und vor allem ist es toll, Verantwortung zu übernehmen“, bilanziert der 17-Jährige. Regelmäßig in den Pausen, aber auch in Freistunden, wird die silbrige Jalousie hochgezogen, um den freien Blick auf frisch geschmierte Brötchen, knackiges Obst sowie Lieblingsschokoriegel zu werfen. Etwa 50 Leute gehören insgesamt zur Kiosk-Mannschaft, wie Cara aufzählt. Pünktlich zum Schulstart schleppt einer die Brötchenkiste an. „Das muss alles vorher geplant und organisiert sein.“ Zwar begleitet Kollegin Steffi Reuter als so etwas wie die Kiosk-Mentorin und Vorsitzende des Trägervereins. Auch ist an mancher Stelle die liebevolle Unterstützung von Eltern nötig: „Ich habe einen Führerschein, darf aber nur in Begleitung fahren“, gibt Lennart ein Beispiel. „Den Kiosk betreiben die Schüler selbstständig“, bestätigt Rektor Busch. Das Produktangebot ist fokussiert und genau auf die Wünsche der Kundschaft abgestimmt. „Darin liegt der Erfolg.“ Im Führungsteam, zu dem auch Ramon Arrocas zählt, werden „Thementage“ ausgedacht. Mal werden dann frisch gepresste Säfte als Smoothies angeboten, mal gibt es selbst gebackene Kuchen, spielt das Wetter mit, stehen Eiskreationen auf dem Programm.

Es sind aber nicht nur die Verkaufsstunden. Sind Joghurt, Schnittchen und Snacks passé, wird abgerechnet. „Dafür haben wir einen eigenen Laptop und ein professionelles Buchhaltungssystem“, erklärt Lennart. Über die Kalkulation bis zur Steuererklärung reicht das zu absolvierende Betriebsmanagement. „Ziel ist ja auch, zum Beispiel unseren Abiball zu finanzieren“, sagt Cara. Konkrete Angaben zu Soll und Haben mögen sie und ihr Geschäftsführerkollege nicht machen, von einem vierstelligen Betrag ist die Rede. Aber das Plus wird auch genutzt, um ins eigene Geschäft zu investieren. Die Anschaffung von Mixern für besagte Smoothies sind ebenso Beispiele wie Stehtische fürs Angrillen in der Freiluftsaison.

„Das Konzept steht und fällt mit dem Engagement der Schüler“, weiß Joachim Busch. Deshalb bereiten Cara Münter und Lennart Kiep, die beide im Abiturjahrgang sind, jetzt die Übergabe des Staffelstabes vor. Auf der vergangenen Stufenversammlung wurde die Mensaarbeit präsentiert. Ab November sollen die Neuen eingearbeitet werden, um im optimalen Fall im Januar dann das Geschäft übernehmen zu können. „Es so zu handhaben, hat zwei charmante Gründe“, sagt Busch. Die bisherigen Geschäftsführer können sich auf die Prüfungen konzentrieren. Und es ist ein glattes Kalenderjahr absolviert, was für die fiskalische Handhabung relevant ist. Über den Kiosk-Betrieb wurde inzwischen ein Vertrag zwischen Stadt und Schulleitung geschlossen. Außerdem hat sich ein Trägerverein gegründet.

Cara Münter und Lennart Kiep freuen sich über den Erfolg und gewonnene Einblicke in Betriebswirtschaft und Kundenführung. In Zukunft wollen sie aber weder Büdchen-Betreiber noch Gastronomen sein. Für Lennart hat Pläne rund um die Physik, Cara geht in Richtung Biomedizin.

Quelle:Valeska von Dolega / RP