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Klettern, Kino und Kladdkaka – SGWler machen Schweden unsicher

Ein Bericht von Marc Trautwein

Auch wenn 03:45 Uhr nicht die angenehmste Zeit ist um sich mit elf Schülern und zwei Lehrern am Flughafen zu treffen, bin ich mir ziemlich sicher, dass sich alle auf die bevorstehende Woche gefreut haben.

Angekommen in Düsseldorf, ging es, teilweise in Jogginghose oder Pyjama, durch die etwas komplizierte Kontrolle in den kleinen Flieger nach Kopenhagen. Im Dunkeln los geflogen, bei Tageslicht angekommen. Dann weiter nach Stockholm, wo es ausreichend Zeit gab, um sich im Duty-Free Bereich umzuschauen, essen zu gehen oder in Ruhe ein Buch lesen.

Nach dem finalen Flug nach Umeå lernten wir unsere Gastfamilien endlich persönlich kennen.

Wenn man sich vor der Ankunft noch unsicher war, was einen erwartet, konnte man nun erleichtert aufatmen. Unsere Gastschüler und Gastschülerinnen empfingen uns mit offenen Armen und warmem Lächeln. Ich gewöhnte mich schnell an die englische Sprache und hatte kaum Schwierigkeiten, mich mit Agnes zu verständigen.

Wir verabschiedeten uns und fuhren nach Hause zu unseren Gastfamilien, wo wir die folgende Woche lang wohnen würden.

Noch am selben Tag trafen wir uns mit einigen deutschen und schwedischen Austauschschülern abends im Kino. Vor dem Film ging unsere Gruppe in einen großen Süßigkeitenladen, um sich billigere Snacks zu kaufen. Wir fanden riesige Regale mit verschiedenstem Zuckerzeug wieder, aus denen man sich eigene Tüten zusammenstellen durfte. Etwas weiter gab es eine riesige Auswahl an Limonaden. Auch später in der Schule sah man Jugendliche mit Energy-Drinks und Colas rumlaufen, was zuerst überraschend war, da uns erzählt wurde, in Schweden tränke man praktisch nur Wasser.

Am Wochenende blieben wir erst noch bei unseren Gastfamilien. Wir verbrachten Zeit zusammen und hatten die Möglichkeit, uns aneinander zu gewöhnen.
Samstags wurde mir die Innenstadt gezeigt, wir besuchten das Kunstmuseum, gingen zu der bestausgestatteten Stadtbibliothek, die ich je gesehen habe, und holten uns bei der Konditorei um die Ecke kleine Plätzchen.

Bei dem Spaziergang in der Stadt konnte ich die Umgebung bewundern:
Die Architektur im Kontrast von altmodisch und hochmodern. Am Rand ein langer Fluß, am gegenüberliegenden Ufer klassisch skandinavische Häuser.
Ich habe Agnes und andere schwedische Austauschschüler sich oft über Umeå beschweren gehört. Dass es dort nichts zu tun gebe, dass die Stadt zu klein sei, etc.
Ich freue mich schon auf ihre Reaktion, wenn sie im Frühling Wülfrath besuchen.

Sonntags gingen wir zusammen mit einer weiteren Gastfamilie wandern. Eine schöne Strecke durch den Wald, an ein steiniges Meeresufer, danach Stockbrot und Marshmallows grillen.

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Den Rest unserer Gruppe trafen wir am Montag im Minerva Gymnasium, durch das uns die schwedischen Austauschschüler führten.
— Und wir wurden mit jedem Schritt der Tour neidischer.

Schweden und Deutschland unterscheiden sich wahrscheinlich am meisten in dem Bildungssystem, die Schulen kann man kaum miteinander vergleichen.
Alle Schülerinnen und Schüler kriegen zu Beginn der Schulzeit (in Schweden beginnt das Gymnasium erst ab der zehnten Klasse) ein kostenloses Macbook, auf Papier schreibt man so gut wie nie. Generell ist die Schule technisch viel besser aufgestellt.
Um ungef’hr zwölf Uhr gibt es warmes Mittagessen, ebenfalls kostenlos. Wenn man eine Freistunde hat, kann man sich in die gemütliche Schulbücherei, in die Cafeteria oder auf eins der unzähligen Sofas setzten und währenddessen lernen oder seinen Freunden beim Unterricht zuschauen, denn die Klassenzimmer sind durch eine Glaswand abgegrenzt.

Nach einer kurzen Einleitung in die schwedische Sprache besuchten wir Tietoevry, eine IT- Firma, und gingen später noch ins SLU, eine Universität spezialisiert in den Bereichen Biologie und Landwirtschaft.
Montags ging es erstmal in den biologischen Teil, uns wurden die Gewächshäuser gezeigt und viel Interessantes über die Forschung erzählt. Wir durften sogar unsere eigenen Pflanzen schneiden und mitnehmen. Im Vorbeigehen konnte man den einen oder die andere bei der Arbeit im Labor beobachten.

In den landwirtschaftlichen Teil ging es am nächsten Tag. Dienstags lauschten wir den Erzählungen von ein paar Studierenden über ihre Zeit am SLU. Danach wurde uns draußen ein Vortrag über verschiedene Baumarten und ihren Wandel über die Zeit gehalten, was zwar nicht das Aufregendste an unserer Zeit in Schweden war, aber man hat einiges gelernt.
Zurück kamen wir mit kleinen Werbegeschenken.
Nach einem leckeren Mittagessen wurde uns das Fitnessstudio IKSU gezeigt. Es gab eine riesige Anzahl von möglichen Aktivitäten, wir versuchten uns an den Boulderwänden und spielten im Sand Beachvolleyball, was wirklich viel Spaß macht, wenn niemand so richtig weiß wie es geht (da war es sehr von Vorteil, einen bestimmten sportbegeisterten Physiklehrer mit Doktortitel im Team zu haben).

Zum Abschluss des Tages wurden wir von Michael in der Stadt rumgeführt, er hat uns viel über die Geschichte Umeås erzählt. Unter anderem waren wir am Rathaus.

Zuhause bei meiner Gastfamilie wurde mir das Rezept für „Kladdkaka“ beigebracht, einen schwedischen Schokoladenkuchen. Sehr empfehlenswert, schmeckt besser, als es klingt.

Mittwoch begann mit Deutschunterricht. Wir haben mit den Schweden Texte gelesen und wurden darum gebeten, etwas +ber uns zu erzählen und ein paar Fragen zu beantworten, wobei wir uns ständig erinnern mussten, langsamer zu reden. Am Ende hat man uns scheinbar trotzdem nicht verstanden, der Deutschlehrer hat unsere Antworten nämlich auf Schwedisch übersetzt.

Nach dem Unterricht haben uns ein paar Austauschschülerinnen schwedische Spiele beigebracht und für uns ein Kahoot Quiz rund um Schweden und Ume zusammengestellt, für den Gewinner gab es sogar einen Preis. Ich war übrigens auf Platz sieben!

Abends besuchten wir ein Eishockeyspiel. Einer der schwedischen Austauschschüler hatte kostenlose Karten für uns besorgt. Für die meisten, mich eingeschlossen, war es das allererste Mal. Und wir wurden positiv überrascht.

Donnerstag, den vorletzten Tag des Austauschs, verbrachte ich vormittags Zuhause mit meiner Gastfamilie.
Wir bereiteten Essen zu und gingen spazieren. Durch den Wald, um den See. Andere waren nochmal in der Stadt, shoppen und Souvenirs beschaffen, oder nutzten das Kampfsport Angebot im IKSU.

Abends trafen wir uns alle zum letzten Mal in der Schule. Wir saßen auf den Barhockern in der Cafeteria und alle hatten selbst gemachtes Essen mitgebracht. Es wurde geredet, gelacht und Musik gehört.

Recht früh ging es allerdings schon zurück, ungefähr um 20 Uhr würde sonst die Alarmanlage der Schule angehen.
Vor dem Schlafengehen trafen Agnes und ich uns noch bei Freunden, die zum Glück nicht weit entfernt wohnten. Wir spielten Karten und tranken eine Tasse Tee.

Freitagmorgens packte ich meine allerletzten Sachen und wurde von meiner Gastfamilie zum Flughafen gefahren. Wir verabschiedeten uns voneinander und dann ging es mal wieder durch die Kontrolle in das Flugzeug nach Stockholm, und nach fünf Stunden Wartezeit nach Düsseldorf, wo schon unsere Eltern auf uns warteten.

Ich kann allen nur empfehlen, an diesem Austausch teilzunehmen. Zwar gab es statt Köttbullar und anderer schwedischer Küche unteranderem sowas wie Pasta und Tacos, trotzdem hat man viel von der neuen Kultur und Umgebung mitbekommen.
Es ist immer eine gute Idee, fremde Länder zu bereisen, und wenn es die Möglichkeit gibt, sollte man sie definitiv nutzen. Schweden war eine wunderbare Erfahrung, die ich kein bisschen bereue.

Maro Trautwein