Pressespiegel

„Das ist gelebte Präventionsarbeit“

Die Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, besuchte in dieser Woche eine Aufführung der Kinderoper „Brundibár“ und lobte die Arbeit des Städtischen Gymnasiums.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bei ihrer Ansprache im Gymnasium. Foto: TME

Ja, ja die Technik… Der Mikroständer im Forum ist kaum bis gar nicht zu verstellen. Es hakt. „Jetzt weiß ich auch, warum der Bürgermeister den Kämmerer zu diesem Termin geschickt hat, um mir auch kleine Missstände zu zeigen“, witzelte 1. Beigeordneter Paul-Georg Fritz und kündigte an, „das Problem abstellen zu wollen“. Eine Randgeschichte an einem nicht amüsanten, aber beeindruckenden und wichtigen Abend.

Zum zweiten Mal führte das Gymnasium Wülfrath die Kinderoper „Brundibár“ in Wülfrath auf, diesmal als Benefizkonzert in der Schule an der Kastanienallee. Der Stellenwert dieser Veranstaltung wird deutlich durch den Ehrengast des Abends: die ehemalige Bundesjustizministerin und jetzige Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

Ihr Büro hatte im November den Trip des 55-köpfigen Ensembles aus Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften nach Riga finanziell unterstützt. Mitarbeiter von ihr waren in Lettland mit dabei – und waren vom Auftreten der Wülfrather Delegation „sehr beeindruckt, wie sie mir berichtet haben“, so Leutheusser-Schnarrenberger bei ihrer kurzen Ansprache im Forum der Schule.

Zuvor hatte Schulleiter Joachim Busch in seiner Begrüßung auf die Tradition im Gymnasium hingewiesen, wo vor 15 Jahren die Reihe der Zeitzeugengespräche aus der Nazi-Zeit gestartet worden war. Im Rahmen dieser Reihe war auch die „Brundibár“-Thematik iniitiert worden. Vor 80 Jahren wurde die Oper im KZ Theresienstadt uraufgeführt worden – perfide von den Nazis zu Propagandazwecken eingesetzt.

Zvi Cohn war damals bei der Premiere dabei. Bei der Aufführung von „Brundibár“ im Juni im PLH war er bei Video zugeschaltet worden. Beim Benefizkonzert war ein Youtube-Video mit ihm gezeigt worden. Nun herrscht der Wunsch, Cohn persönlich kennenzulernen. Im Februar – über Karneval – will das Gymnasium wie berichtet in einem Kibbuz in Israel die Kinderoper daher ein weiteres Mal aufführen.

Unterstützt wird diese Reise, die von LOT e.V. maßgeblich geplant wird, mit 2000 Euro von der Bürgerstiftung Wülfrath (TME) berichtete. Weitere Mittel sind nötig. Leutheusser-Schnarrenberger brachte an diesem Abend keinen Scheck mit. „Ich kann heute keine Zusagen für 2023 machen.“ In diesem Monat werde aber voraussichtlich der Haushaltsplan verabschiedet. „Und dann gucken wir mal, was über den Antragsweg möglich ist.“ Eine Absage hört sich anders an.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger war vom Engagement des Gymnasiums insgesamt begeistert. So etwas sehe sie als Antisemitismusbeauftragte sehr, sehr gerne, weil die Erinnerung und das Auseinandersetzen mit der Vergangenheit wichtig sei. „Menschenwürde zu achten, ist das Thema des Grundgesetzes. Und das muss leben. So wie das Gymnasium. Das ist gelebte Präventionsarbeit.“

Was das Gymnasium leiste, tragen zu einem guten Ruf Wülfraths bei“, so 1. Beigeordneter Fritz. „Das macht uns stolz.“ Es zeichne Schule und Wülfrather gleichermaßen aus.

Nach der Aufführung der Kinderoper wurden Spenden gesammelt. Um die 1000 Euro sollen zusammengekommen sein; der nächste Schritt in Richtung Israel. Im September 2023 könnte zudem eine Aufführung in Theresienstadt auf dem Plan stehen – eine Einladung liegt vor.

von Thomas Reuter