Pressespiegel

Gefangen in einer Gewaltspirale – und wie man ihr entkommt

Stark im Konflikt: Gymnasiasten der Jahrgangsstufen 6 und 7 erleben Theater hautnah und diskutieren anschließend darüber. Mit TME-Galerie!

Die Turnhalle – Bühne und Zuschauerraum gleichermaßen. Foto: TME

„Ein Schuss ins Gesicht, wäre bei Dir eine Verbesserung.“ Erst ist nur verbale Gewalt. Doch die Spirale dreht sich weiter, bis Olaf, der vorher als „Homo“ gedisst wurde, regungslos liegen bleibt. „Tatverdächtig“ heißt das Theaterstück, das sich mit der alltäglichen Gewalt im Klassenzimmer befasst. Die Schauspieltruppe „Stark im Konflikt“ führt es in der Turnhalle des Gymnasiums auf. Ein beeindruckendes, nachdenklich stimmendes Spiel, das anfasst und zu Diskussionen anregt.

Alle zwei Jahre kommt Regisseur Simon Steimel mit seiner Truppe ins Gymnasium, um in Sachen Gewaltprävention die Mädchen und Jungen zu sensibilisieren, was sie mit Mobbing und Co anrichten können. „Das Stück hat schon 20 Jahre auf dem Buckel“, sagt Steimel im TME-Gespräch, „und es ist immer aktuell“, betont er. Natürlich habe es über die Jahre Anpassungen gegeben. „Früher gab es noch keine Handys. Das haben wir natürlich eingearbeitet.“ Aber die Problematik ist die gleiche geblieben. Aus Spaß wird Ernst, aus lustig gemeinten Beleidigungen wird handfester Krach, wird körperliche Gewalt.

Rohe Kraftausdrücke, persönliche Diffamierungen: Die sechs Schauspieler, die Tische inmitten der Schüler der sechsten und siebten Klasse als Bühne nutzen, schenken sich nichts. Da ist die fette Sau, da ist die Schlampe mit den fettigen Haaren, da ist die Schwuchtel – das Mobbing-Opfer wird belächelt. Zur Seite springen? Das ist in diesem Alltag nicht vorgesehen. Gestohlene Handys, diskreditierte Lehrer, Respektlosigkeit, Kopfnüsse: In Konflikten herrscht die nackte Gewalt – mit all ihren Eskalationsstufen.

Die Schauspieler agieren hautnah und authentisch. Mal lachen die Schülerinnen und Schüler, mal bleibt das Lachen im Hals stecken – eben weil sie erkennen, was aus dem erst witzig-gemeinten Necken entstehen kann.

Die jungen Gymnasiasten werden mit den Eindrücken nicht allein gelassen. Der viel beklatschten Aufführung in der Turnhalle schließt sich in der Klassengemeinschaft ein Workshop mit den Darstellern an. „Dieser Austausch, diese Einordnung: Das gehört bei unserer Idee dazu“, betont Steimel. So bekomme man auch gespiegelt, dass jeder schon mal Mobbing-Erfahrung gemacht hat – weil es einen Freund erwischt hat, weil man vielleicht selber betroffen war.

„Uns ist es ein Anliegen, dass jeder Schüler von uns einmal in seiner Schulkarriere dieses Projekt „Stark im Konflikt“ mitmacht“, sagt Schulleiter Joachim Busch, der weiß: „Mobbing ist ein Thema.“ Umso wichtiger sei es, wie Steimel betont, „dass Schüler wissen, wie man sich erwehren kann, wie man sich verhält, wie man einander helfen kann“. Um der Gewaltspirale zu entkommen.

Ein eindringliches, wichtiges Projekt im Gymnasium.

Von Thomas Reuter /Taeglich.ME

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