Pressespiegel

Wenn die Dirigentin den Taktstock durch den Säbel ersetzt

Mit einem beeindruckenden Schulkonzert startete das Gymnasium in sein 50-jähriges Jubiläum. Dabei überzeugten die Schüler mit Talent und Vielfalt. Und auch Lehrer sangen mit.

Erst ist nur schweigendes Staunen, dann aber aufbrausender, tobender Applaus: Der Auftritt des jungen Violinisten Conrad Weber (5. Klasse) beim Schulkonzert des Gymnasiums gestern Abend – Allegro non troppo (Seitz) – war ein Glanzlicht in einem an Höhepunkten reichen Programm im Forum der Schule.

Die Evolution vom Streicher-Novizen bis zum kompletten Orchester-Musiker – diese Entwicklung war in dem Konzert, das unter der Leitung der Musiklehrerinnen Anette Jensen und Brigitte Ebert stand, plastisch zu verfolgen: Die Streicherklassen 5 und 6, die kleinen Orchestergruppen bis zum Schulorchester-Tutti, das trotz aller Wucht und dem immensen Volumen auch als filigraner Feingeist funktionierte, sind Spiegelbild der künstlerischen Potenziale; wobei Conrad Weber sicher eine Ausnahmeerscheinung ist – ein Blumenstrauß von Schulleiter Joachim Busch war auch der Lohn dafür.

Stimmungs- und effektvoll hatte das Konzert vor mehr als 200 Besucher, die auch auf Treppenstufen saßen und in Gängen standen, begonnen: Vom ersten Stockwerk herab spielte das Bechbläserquartett Frauke Schneider, Alessandro Arocas, Ramón Arocas und Thorben Schneider das Traditional „Scarborough Fair“ – das laut Busch schon das älteste Lied des ganzen Abends gewesen sein soll.

Zeitlosem und aktuellem Pop hatte sich der Schulchor (Leitung: Brigitte Ebert) verschrieben. Einfach bezaubernd: Cohens „Halleluja“ war zart und einfühlsam. Mutig wie eindrucksvoll war Johannes Clemens, dessen Klaviersolo „Le Onde“ viele im Publikum berührte.

Mit gesanglicher Verstärkung wartete das Schulorchester zum „Piratentango“ auf: die Lehrer Meike Polanz, Brigitte Ebert, Joachim Busch, Dr. Christian Rosenbleck und Herbert Toholt ließen sich von Kapitänin Jensen – stilsicher mit Säbel statt Taktstock – ohne zu meutern dirigieren; Kollege Peter Specker tippte stilsicher dazu die Triangel an…

Bei „Penny Lane“ (Lennon/McCartney) bewies das Orchester seine Stilsicherheit bei einem der größten Popsongs überhaupt. 50 Jahre ist das Stück mittlerweile alt – so alt wie das Gymnasium an der Kastanienallee übrigens. Metallica, Abba – das Orchester bestach durch virtuose Spielfreude; langanhaltender Beifall und auch das ein oder andere verzückte Juchzen waren die verdiente Quittung.

Poprock unplugged servierten Kathrin Junert (Gesang), Henri Niewind und Johannes Rosslan (beide Gitarre, Gesang) mit „Say Something“; ein Beleg für die Vielfalt an der Schule. Und noch ’ne Überraschung gab’s, die weder im Programm ausgedruckt war, noch den Konzert-Chefinnen bekannt war: Schüler der Oberstufe – begleitet an Gitarre und Klavier – sangen Max Giesingers Erfolg „Einer von 80 Millionen“; ein charmantes i-Tüpfelchen auf einen Konzertabend voller Talente und in der Summe ein vielversprechender Start ins Jubiläumsjahr des Gymnasiums.

Von Thomas Reuter / Taeglich.ME