Pressespiegel

„Auch heute gibt es wieder Menschen, die hassen“

Edith Bader-Devries hat das KZ Theresienstadt überlebt. Heute berichtete die Zeitzeugin vom Leiden im Dritten Reich im Gymnasium. Ihr Besuch ist auch eine Mahnung wider des Vergessens.

Heute Vormittag besuchte Edith Bader-Devries das Gymnasium. Foto: TME

Schon im zwölften Jahr werden im Städtischen Gymnasium an der Kastanienallee Zeitzeugen-Gespräche angeboten: Überlebende des Holocaust berichten dann von den Greueltaten der Nazis und wie sie dem Tod entkommen konnten. Heute stattete Edith Bader-Devries den Oberstufen-Schülern einen Besuch ab. Die heute 82-Jährige war im Alter von sechs Jahren von Düsseldorf nach Theresienstadt verschleppt worden.

Gestern Abend war sie noch in Neuss. Heute nun in Wülfrath. Zurzeit hat sie Besuch von ihrer Tochter aus Australien. „Ich solle kürzer treten und weniger Veranstaltungen machen, hat sie mir gesagt. Kind, ich schaffe das, habe ich ihr geantwortet.“ Ihr ist es ein Anliegen, über die Zeit des Leidens zu berichten. Es ist ihr aber auch wichtig, zu mahnen. „Zu viele haben vergessen, wie schlimm die Zeit war. Das darf nicht wieder passieren. Aber auch heute gibt es wieder Menschen, die Juden und andere hassen.“ Das dürfe nicht sein.

Von Weeze über Düsseldorf ins KZ in der Nähe von Prag: Am 25. Juni 1942 wurde sie deportiert. Dass sie ihre drei Porzellan-Püppchen nicht mitnehmen konnte, „das war für mich ein Schock“, sagt sie. Ein Aufseher mit Peitsche habe die Menschen damals in einen Eisenbahn-Waggon gedrängt. „Ich leide heute noch unter Platznot.“

Unpräteniös und nüchtern schildert Bader-Devries die Zustände in Theresienstadt, „wo ich organisiert habe, also versucht habe, Essen zu besorgen. Ich habe zum Beispiel Kartoffeln gestohlen“. Mit 38 Personen habe sie in einem kleinen Raum gelebt und auf dem Boden geschlafen. In der Mitte hätten die Toten gelegen. „Ich habe Leute gesehen, die sind vor Hunger tot umgefallen“, sagt sie und fügt hinzu: „Als Kind gewöhnt man sich an alles.“

Alle Kinder hätten damals das KZ in Richtung eines Kinderheims verlassen müssen. „Meine Mutter hat darum gekämpft, dass ich bei ihr bleiben konnte.“ Das habe ihr das Leben gerettet. „Das Kinderheim wäre der sichere Tod gewesen.“

Mucksmäuschenstill war es, als sich die 82-Jährige den gelben Judenstern an ihre Jacke heftete. „Wer den Stern trägt, muss etwas tun: sich wehren, sich für andere einsetzen.“ Für sie sei er kein Makel, sondern Herausforderung.

Dank an Klaus-Peter Rex

Neben den Wülfrather Gymnasiasten waren heute auch französische Austauschschüler und eine Gruppe der Freien Aktiven Gesamtschule beim Zeitzeugen-Gespräch dabei. Geschichtslehrer Dr. Martin Szameitat streicht gegenüber TME die Bedeutung dieser Termine heraus. „Wer weiß, wie lange es noch Zeitzeugen gibt?“ Sein besonderer Dank gilt Klaus-Peter Rex, „dem es gelingt, immer wieder neue Zeitzeugen für einen Besuch an unserer Schule zu gewinnen“.

Von Thomas Reuter