Pressespiegel

„Volare“, der Pfarrer als Vorbeter und die tanzende Mathe-Lehrerin

Im Jubiläumsjahr des Gymnasiums feierte gestern Abend das Stück „Der 80. Geburtstag oder Schulgeschichten, die das Leben schrieb“ Uraufführung: spielfreudig mit skurrilen Noten. An diesem Mittwoch gibt es im Gymnasium eine zweite Aufführung. Das Projekt wurde von der „KinderStärken“-Stiftung unterstützt.

Viel Beifal gab es nach der Uraufführung (v.l.): Autorin Julia Lopocz, Tim Förster, Victoria Salis, Marwa Ghezaal Obeydi, Gundula Friedrich, Regisseurin Dietke Sparenberg, Lena Janssen, Nils Schütte und Jakob Zahner. Foto: privat

Es hat was Archaisches, was Urwüchsiges. Kein Hochglanz-Theater, mehr Werkstatt-Schick einer Off-Broadway-Inszenierung – so wirkt das Setting für „Der 80. Geburtstag – oder Schulgeschichten, die das Leben schrieb“ in der Mensa des Gymnasiums. Ein Stück, das nicht nur Premiere hatte, sondern seine Uraufführung feierte. Wurde es doch extra für dieses Ensemble geschrieben – von der 14-jährigen Julia Lopocz, die in die achte Klasse des Gymnasiums geht. Von den etwa 50 Besuchern wurde die Aufführung, die von der großer Spielfreude, aber auch skurillen Einfällen lebte, mit viel Beifall bedacht.

50 Jahre wird das Gymnasium in diesem Jahr alt. Oma Lieselotte wird 80 – und feiert das mit ihren Lieben wie Enkel Charlie (pointiert gespielt von Tim Förster). Im Hintergrund schmachtet Dean Martin „Volare“, vorne deckt Tante Anna den Tisch. Charlie steckt mitten in den Abiturprüfungen – und nickt einumsandere Mal an der Kaffeetafel ein. Das ist dann jeweils der Moment, dass das Spiel räumlich eine Ebene tiefer weiter geht: mit noch reduzierterem Bühnenbild, karger Ausstattung und eigener Ausleuchtung – für Charlies Traumsequenzen.

BVB treibt S04 an

In denen greift er die Schulgeschichten auf, die zuvor aufgetischt worden waren – von Oma, Mutter, Tante und Co. Da nimmt der Pfarrer (köstlich: Jakob Zahner) ihm die Prüfung ab und – nun, warum auch nicht – betet ihm das „Vater unser“ vor, was Charlie als gelungene Prüfung ausgelegt wird. Da kommt der Herr Bürgermeister (Nils Schütte fordert im scharfen Stakkato Anworten aus verschiedensten Wissensgebieten: vom Sand in der Sahara bis zum 1. Artikel des Grundgesetzes). Als wenn das nicht schräg genug wäre, tänzelt auch Mathe-Lehrerin Frau Clemens (Gundula Friedrich zwischen Scharfrichter-Lehrkraft und Primaballerina) in die Prüfung – mit graziler, wortloser Bedrohlichkeit die Arbeiten verteilend. Und wenn dann das ganze Ensemble zu „Mein kleiner grüner Kaktus“ tanzt, wird die Inszenierung in die Höhen bizarrer Kauzigkeit getrieben.

Und bevor die Tafelgesellschaft sich auflöst und die Gäste Oma Lieselotte ein Ständchen singen, stellt das Geburtstagskind fest, „dass sich Schule in all den Jahren verändert hat, die Schüler aber nicht“, denn jeder kann aus seiner Generation seine eigene kuriose Schulgeschichte beisteuern.

Die Regie führt die Wülfrather Theaterpädagogin Dietke Sparenberg, die das Stück mit Schülern der achten Klassen einstudiert hat. Neben den erwähnten Darstellern überzeugten auch Lena Janssen (trieb im BVB-Trikot Charlies Bruder Henri im Schalke-Dress vor sich her), Marwa Ghezaal Obeydi und Victoria Salis in ihren Rollen. Für die Technik zeichnete Florian Bartschmid verantwortlich.

Unterstützung gab es vom Förderverein und einer Stiftung

Gesponsert wurde das Projekt durch die „KinderStärken“-Stiftung, die von der ehemaligen DLW initiiert wurde. Sie unterstützt unter anderem Kulturprojekte an den Schulen in Wülfrath. Der Förderverein des Gymnasiums hatte den Kontakt hergestellt.

Wie Lehrerin Agnes Smolka TME auf Nachfrage sagte, ist dieses Theater-Projekt eigens für die Jubiläumsfeierlichkeiten auf die Beine gestellt worden. An eine Weiterführung als Theater-AG ist nicht gedacht. Dazu fehle es den Lehrern an Zeit, sagte sie.

Nach der gelungenen Uraufführung gibt es an diesem Mittwoch, 14. Juni, um 18 Uhr im Gymnasium eine zweite Aufführung. Der Eintritt kostet an der Abendkasse zwei Euro.

Thomas Reuter / Täglich.ME