Pressespiegel

So kunstvoll. So vielfältig. So niveauvoll. So professionell!

„Ausstellungen!“ ist das Projekt des Projekteskurses der Q2 des Gymnasiums überschrieben – bei dem es an einem Tag gleich 13 Ausstellungseröffnungen gab.

Ein Spiel aus Taschenlampenlicht, Gefühlen, Ängsten und Talent – das ist die Inszenierung, die Rebecca Graewert gelungen ist. Foto: TME

Völlig dunkel. Nichts ist im Bewegungsraum der Kita Düsseler Tor zu sehen. Die kleinen Taschenlampen geben kaum Licht. Wie Mini-Spots lenken sie den Blick auf die Fotos. Stehenbleiben. Genau hinschauen. Wie Schatten bewegen sich die Menschen durch das Dunkel. Schatten sind auf den Schülerporträts zu sehen. „Schattenseiten“ heißt die Ausstellung – eine von 13, die an diesem Tag eröffnet werden. „Ausstellung!“ ist das Motto des Kunst-Projektkurses des Gymnasiums. Die 13 Teilnehmer müssen nicht nur ihre Kunst zeigen. Sie müssen auch die Ausstellungen konzipieren. Wie Rebecca Graewert ihre „Schattenseiten“ zum Beispiel inszeniert.

Eine Wülfrather Tour de Kultur

Für Kunstlehrer und Projektkursleiter Erik Schmittmann ist das „einer der schönsten Tage meiner Schulkarrieree“. Es sind bisweilen atemberaubend schöne Momente, die die zumeist 17-Jährigen bescheren. Mit Hingabe und Talent haben sie in unterschiedlichen Stilen gearbeitet und einer gehörigen Portion Professionalität ihre Schauen zusammengestellt und präsentiert. Dafür haben sie vielfältige Orte ausgewählt – von der Turnhalle über die Kita, das Schultreppenhaus und die Kulturkirche bis heimischen Garten. Die Besucher – zumeist Mitschüler und Familie – erleben eine Wülfrather Tour de Kultur, in der die jungen Künstler beeindruckend Kunstvolles auf hohem Niveau und mit mächtig viel Tiefgang präsentieren.

Der Projektkurs zieht sich über zwei Schulhalbjahre hin. „Er ersetzt die Facharbeit anderer Fächer“, sagt Schmittmann. Man dürfe aber nicht glauben, dass es dadurch leichter sei. Die Schüler müssten schon einiges leisten. Lars Haake nickt. „Das ist schon ganz viel Aufwand“, sagt er. Nicht nur zeitlich. Schließlich habe man auch die Eintritte in die vielen Ausstellungen zahlen müssen (siehe Info-Kasten). Nicht die Kunst selbst, merkt Paul Patzer an, sei die Herausforderung, „sondern das ganze Drumherum“. Schließlich solle die Ausstellung hohen Ansprüchen genügen. Auch habe der Ausstellungskatalog zusammengestellt werden müssen. Das ist ebenfalls Teil des ganzheitlichen Projekts.

Die Schüler sind eben nicht nur Künstler. Sie sind Ausstellungsmacher, Vernissage-Redner, Ausstellungsführer und PR-Spezialist in Personal-Union.

Drei der Künstler: Rebecca Graewert, Lars Haake und Paul Patzer.

Drei der Künstler: Rebecca Graewert, Lars Haake und Paul Patzer.

Für den Betrachter aber steht die Kunst im Fokus. Und deren Eindringlichkeit macht bisweilen sprachlos. Wie eben Rebecca Graewerts „Schattenwelten“ – eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden. Ihre Modelle – Mitschüler – hat sie in abgedunkelten Räumen fotografiert. Allein diese Bilder haben eine Qualität für sich. In der Inszenierung um düsteren Kindergarten sind pure Kunst. Schatten, sagt sie offen, verbindet sie mit dem Älterwerden, mit den Fragen, die das Leben aufwirft – die Ängste, die Unsicherheiten. Umso bewusster, betont sie, fiel die Auswahl auf den bunten Kindergarten als Ausstellungsort, in dem sie als kleines Kind war. „Das gab es keine Schattenwelten.“

Schattenwelten!

Schattenwelten!

Ebenfalls am Düsseler Tor – im Turm direkt unter der goldenen Kuppel  – stellt David Röger aus: Feine Bleistiftzeichnungen, die auch einen direkten Bezug zum Ausstellungsort herstellen – wie das faszinierende Hundertwasser-Porträt.

„… als ob Wäsche im Wind weht“

Nele Kiel hat einen lichtdurchfluteten Klassenraum im Gymnasium als Ort für ihre Natur-Aquarelle gewählt. Diese zeigt sie in zwei Arten: einmal streng auf Abstand achtend museal in Reih und Glied und mit Rahmen, einmal an einer Art Wäscheleine vor schwarzem Tuch. Da wellen sich die farbegetränkten Blätter, „als ob Wäsche im Wind weht“.

Museale Strenge: Nele Kiel vor ihren Aquarellen.

Museale Strenge: Nele Kiel vor ihren Aquarellen.

Lars Haake möchte mal etwas mit Mediendesign machen. Seine Ausstellung „PolygoNature“ in der Kulturkirche greift dieses Ziel auf. Seine Kunst ist digitaler Art. Natur wirkt da nicht mehr natürlich – er abstrahiert Berge und Bäume zu Vielecken – Polygone eben.

Mitten in die Natur geht Paul Patzer mit seiner Ausstellung „My Art“. Das Rauschen von Buschwerk und das Zwitschern der Vögel sind der Soundtrack. Tages- und Jahreszeiten, Wind und Wetter nehmen Einfluss auf seine Kunst – „ein lebendiger Rahmen für meine eher abstrakten Bilder“, sagt er, der diesen Gegensatz zum Prinzip erhebt.

Ein eindringliches Statement für mehr Kunst an Schulen!

Städte-Fotos, Judo als Kunstperformance, Installationen mit zerstörten Pinseln, stilisierte Filmmotive – sehr plakativ in reduzierter Farbauswahl, sehr grafisch,  die Evolution des Make Ups – dokumentiert an geschminkten und fotografierten Modellen: Es ist die ungestüme Wucht der Vielfalt, aber auch die akzentuierte Genauigkeit ihrer Präsentationen und die Ernsthaftigkeit der Umsetzungen, die die dieses Projekt „Ausstellung!“ bedeutsam machen. Und das Projekt zeigt, welchen Stellenwert Kunst an Schulen haben kann. „Ausstellung!“ ist ein eindringliches Statement für mehr Kunst an Schulen!

Das Projekt

Die Projektkurse am Gymnasium Wülfrath finden im 2. Halbjahr von Q1 und im ersten Halbjahr von Q2 statt. Dem Kurs wurden im 2. Halbjahr von Q1 zahlreiche Ausstellungen für einen gemeinsamen Besuch angeboten. Die SuS mussten an mindestens sechs Ausstellungsexkursionen teilnehmen und diese schriftlich dokumentieren. Schwerpunkt der Dokumentationen sollten die Analyse der jeweiligen Ausstellungen sein – keine inhaltliche Besprechung der Ausstellung wie im Feuilleton. Zu den folgenden Ausstellungen haben die SchülerInnen Dokumentationen verfasst: Passagen, Köln; Rundgang der Kunstakademie, Düsseldorf; Von der Heydt-Museum, Wuppertal; Museumsnacht, Düsseldorf; Museum Folkwang, Essen; Landschaftspark, Duisburg; Screenshot, Wuppertal; Sammlung Ludwig, Köln; Museumsinsel Hombroich, Neuss; Gasometer, Oberhausen; Picasso-Museum, Barcelona und Museum für Lichtkunst, Unna.

Die Künstler

Diese 13 stellten aus: Anika Schumann, David Röger, Rebecca Graewert, Özlem Altuntas, Timo Göhring, Sarah Kampmann, Agnieszka Leszczynksa, Nele Kiel, Nilsu Yildiz, Josefine Ecke, Paul Patzer, Lars Haake und Vivien Walker.

Projekt Gruppe

Taeglich.ME / Thomas Reuter