Pressespiegel

Ergreifend: Zvi Cohen spielt „Lili Marleen“

Das Gymnasium Wülfrath führte die Kinderoper „Brundibar“ auf. Im November soll es eine Aufführung in Riga geben. Dafür werden nun Sponsoren gesucht. Mit TME-Galerie!

Das Ensemble des Gymnasiums bei der Aufführung im PLH. Foto: TME

Eine herausfordernde Komposition – für Musiker und Zuhörerinnen und Zuhörer. Ein verstörender fiktiver Tagebuch-Eintrag. Eine berührende Video-Schalte nach Israel. Die Aufführung der Kinderoper „Brundibar“ durch das Gymnasium Wülfrath im Paul-Ludowigs-Haus hatte viele besondere Momente. Ein Ensemble aus Schülerschaft und Lehrerkollegoum hatte das musikalische Schauspiel auf die Bühne gebracht. Das Schulorchester spielte live die Musik.

An das Dritte Reich erinnern – im Gymnasium ist das seit vielen Jahre wichtiger Bestandteil über den Unterricht hinaus. Zahlreiche Zeitzeugenbesuche, die federführend von Klaus-Peter Rex und Geschichtslehrer Marin Szameitat organisiert werden, sind ein Beleg dafür. Die Aufführung der Kinderoper jetzt hatte ebenso Rex initiiert.

Der Prager jüdische Komponist Hans Krása hatte die Oper auf Grundlage des Librettos von Adolf Hoffmeister bereits 1938 komponiert. Traurige Berühmtheit erlangte das Werk aber erst im Konzentrationslager Theresienstadt, wo die Kinderoper „Brundibár“ am 23. September 1943 ihre Premiere hatte. Bei zwei Aufführungen als Kind damals dabei: Zvi Cohen. Er war mit seiner Familie dorthin deportiert worden. Er spielte die Mundharmonika.

1931 geboren, wurde Cohen 1943 nach Theresienstadt verbracht. Per Videoschalte wurde er jetzt ins PLH dazu geschaltet. Er erzählte, wie seine Mundharmonika half, die Familie am Tag es Abtransports nach Theresienstadt zusammen zu halten. Ergreifend war es, als Cohen zwei Melodien über die 2600 Kilometer lange Verbindung nach Wülfrath sandte. Bei der zittrig-intensiven Version von „Lili Marleen“ dürfte viele im PLH Gänsehaut gehabt haben. Dann berichtete Cohen vom Leben in Theresienstadt. Zum Abschluss erzählte Zwi Cohen vom Freikauf der gesamten Familie durch den Reichsführer Heinrich Himmler, der ihn mit 1.200 weiteren Juden in die Schweiz brachte. Von dort ging es per Schiff nach Haifa und in den neugegründeten Kibbutz Maabaroth, in dem er bis heute lebt.

Die Schülerin und der Zeitzeuge. Foto: TME

Die Schülerin und der Zeitzeuge. Foto: TMEZu Beginn des Programms hatte Julia Demtröder (Jahrgangsstufe 9) aus einem selbstgeschriebenen fiktiven Tagebuch zwei Szenen aus dem Leben einer jüdischen Familie vorgetragen – vom Tag der Machtergreifung und aus der Kristallnacht. Erschütternd und verstörend gleichermaßen. Die junge Schülerin hat den Ton getroffen.

Im Mittelpunkt der Kinderoper steht die Geschichte der Geschwister Aninka und Pepicek. Sie wollen Milch für die kranke Mutter kaufen, aber haben kein Geld. Ihr Versuch, Geld durch Musik zu verdienen, scheitert am Leierkastenmann Brundibar. Er stiehlt den Kindern das Geld. Aber der Spatz, die Katze und der Hund sowie andere Kinder helfen, das Geld zurückzubekommen. Die Botschaft des Schlussliedes „Gemeinsam sind wir stark“ hat sich für die meisten Mitwirkenden in Theresienstadt nicht erfüllt. Fast alle wurden nach Auschwitz deportiert.

Mit Gesang und Schauspiel überzeugten vor allem die Schülerinnen – allen voran Aninka und Pepicek (Victoria Rick und Lilly Aumand).

Victoria und Lilly (r.)

Victoria und Lilly (r.)Auch Schulleiter Joachim Busch hatte eine Rolle übernommen: als Milchmann. Kollege Szameitat gab den Bäcker, Stefan Mettler einen Eisverkäufer. Physik-Lehrerin Dr. Dagmar Sengelhoff stellte einen Nazi-Schergen dar und Bernd Pierschke war Brundibar. Zum Abschied der veranstaltet intonierte Klaus-Peter Rex die inoffizielle israelische Hymne – einmal mehr ein intensiver Moment des Abends.

Mehr als 200 Besucherinnen und Besucher – darunter auch einige amerikanische Austauschschüler – erlebten diesen bemerkenswerten Abend im PLH. Es soll nicht die einzige „Brundibar“-Aufführung bleiben, wie Rex im TME-Gespräch sagte. „Die jüdische Gemeinde hat uns eingeladen, in Riga aufzutreten.“ Die Flüge für den November seien gebucht. Noch sei dieser Trip mit zwei Übernachtungen nicht komplett finanziert. Bei unterschiedlichen Stellen werbe man um Unterstützung – unter anderem bei der Bundeskulturstaatsministerin Claudia Roth.

img_7102 Cohen spielt "Lili Marleen" Martinz Szameitat und Klaus-Peter Rex
img_7108 img_7114 Martin Szameitat und Joachim Busch. img_7110
img_7119 img_7125 Klaus-Peter Rex.