Nach der Aufführung in Riga im November des letzten Jahres führte nun die zweite Reise des 54-köpfigen Ensembles des Städtischen Gymnasiums nach Israel und Palästina.
Begleitet wurden die Musikerinnen und Musiker von Organisator Klaus-Peter-Rex, einigen Lehrkräften, dem Schulleiter Joachim Busch sowie dem Landtagsabgeordneten Martin Sträßer und einigen Eltern. Die Kinderoper Brundibár, die einst Kinder im Konzentrationslager Theresienstadt aufgeführt hatten, wurde gleich zwei Mal dargeboten: im Kibbuz Kfar Viktin und in der deutschen Schule in Bethlehem, in deren Gästehaus die Darstellenden auch wohnen durften. Im Kibbuz konnten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Zeitzeugen Zvi Cohen austauschen, der selbst mit seiner Mundharmonika bei mehreren Brundibár – Aufführungen 1943 im KZ Theresienstadt mitgewirkt hatte. „Ich bin davon überzeugt, dass die Mundharmonika mein Leben gerettet hat“, so Cohen, der es sich bei der Aufführung in Kfar Viktin nicht nehmen ließ, einige Takte mit seinem Instrument beizutragen. Der Auftritt in der Schule Talitha Kumi wurde von Schülerinnen und Schülern zweier deutscher Klassen der palästinensischen Schule besucht.
Die fünftägige Fahrt über die Karnevalstage hat viele Eindrücke bei den Reisenden hinterlassen. „Die beiden Aufführungen, der Besuch der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, die Taufstelle Kasr el-Yehud, die Wanderung durch den Wadi En-Bokek, das Schwimmen im Toten Meer, der Abstieg vom Mount Arbel, der Besuch des Caritas Baby Hospital in Bethlehem sowie des Georgsklosters im Wadi Qelt… – eigentlich braucht man viel mehr Zeit, um all das, was wir gesehen und erfahren haben, zu verarbeiten“, so Anette Jensen, Leiterin des Orchesters. Alle teilnehmenden Personen zeigten sich von der landschaftlichen Vielfalt begeistert. „Der Wechsel zwischen Wüste, Bergen und grünen Tälern hat mich besonders beeindruckt!“, so Nilay Örücü, eine der teilnehmenden Schülerinnen.
Die Aufführung der Oper Brundibár geht auf die Initiative von Klaus-Peter Rex, einem Pfarrer und ehemaligen Lehrer am Städtischen Gymnasium, zurück und dient – ebenso wie bereits viele von ihm initiierte Zeitzeugengespräche – der Aufarbeitung und Vergegenwärtigung der nationalsozialistischen Verbrechen sowie auch der Antisemitismusprävention. In Israel und in Palästina wurden aber auch die aktuellen politischen Verhältnisse thematisiert und den jungen Menschen nähergebracht.
Gefördert wurde diese Reise durch zahlreiche Sponsoren wie die Springerstiftung, die Bürgerstiftung Wülfrath, die Kreissparkasse, den Landesjugendplan des Landes NRW, das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend und die Bezirksregierung Düsseldorf. Beiträge kamen aber auch aus privaten Spenden und aus Benefizkonzerten.
Den Höhepunkt des Projektes des Städtischen Gymnasiums Wülfrath haben die Aufführenden aber noch vor sich: Am 80. Jahrestag der Erstaufführung im KZ Theresienstadt, dem 23.09.2023 hat das Ensemble die Möglichkeit, den Brundibár in den historischen Räumen in Theresienstadt aufzuführen. Für diese Fahrt werden noch Sponsoren und Spender gesucht, die sich bei Klaus-Peter Rex (klaus-peter-rex@t-online.de) melden können.
Die Oper Brundibár wurde im Ghetto Theresienstadt nahe Prag durch von den Nazis verschleppte Kinder in den Jahren 1943/44 insgesamt 55-mal aufgeführt. Die Oper war ein Täuschungsmanöver für die Öffentlichkeit, das den furchtbaren Lebensbedingungen im Ghetto den Anschein einer heilen Welt geben sollte. Fast alle Kinder, die an den Aufführungen mitwirkten, wurden kurze Zeit später in Vernichtungslagern in Riga und in Auschwitz ermordet.