Pressespiegel

Im Digi-Camp: Gymnasiasten werden fit im Netz

An drei Tagen stand für die Siebt- und Achtklässler des Städtischen Gymnasiums ein Training für die digitale Gesundheit auf dem Stundenplan – mit Workshops fürs Bloggen, für Smart-Fotografie, für You Tube und mehr.

Tara Wittwer, Influencerin und Social Media-Coach: Die Bloggerin war bei den Schülern sehr beliebt. Foto: TME

Bloggen statt Mathe. Fotoshooting statt Physik. Videoschnitt statt Erdkunde. 130 Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufen 7 und 8 des Städtischen Gymnasiums haben in den vergangenen Tagen den Unterricht mit der Teilnahme am ersten Digi-Camp einer Schule im Kreis getauscht. Dieses „Training für die digitale Gesundheit“ konnte in Kooperation mit der Barmer, dem Startup BG3000 und dem TÜV Rheinland realisiert werden.

Vor der konkreten Arbeit in den Workshops mit professionellen Bloggern, Fotografen und virtuellen Experten stand aber die Info „Sicherheit und Respekt im Netz“. Cybermobbing, Sexting, Hacker, Suchtgefahr – „Jeder Dritte der 12- bis 19-Jährigen hat schon mal einen Fall von Cybermobbing im Bekanntenkreis erlebt. Höchste Zeit, aktiv zu werden“, sagt André Asbeck, Regionalgeschäftsführer der Barmer. Auch am Gymnasium, berichten stellvertretende Schulleiterin Stefanie Reuter und Beratungslehrerin Alexandra Jörrens, kommen SMS- und Whats App-Mobbing vor. „Die Kinder sind da aber hellhörig geworden. Wir Lehrer werden da schnell informiert“, sagt Jörrens. Die Schule sei da aufmerksam. Dazu trage auch das Projekt „Medienscouts“ bei, zu denen mehrere Schüler ausgebildet wurden, die vor allem die jungen Mitschüler über Gefahren im Netz aufklären.

Auf einem Infoabend wurden in dieser Woche auch die Eltern einbezogen. Rund 80 Mütter und Väter kamen. „Und viel beobachten, dass ihre Kinder viel am Computer oder Smartphone sitzen. Da gibt es schon eine gewisse Hilflosigkeit“, so Jörrens. Themen wie Gesundheit, Ernährung und Fitness spielten an dem Abend wichtige Rollen – und wurden in der Folge auch in den Workshops immer wieder thematisiert.

Jonas (14) fand die Infos über die Powerpoint-Alternative "Prezi" spannend. Benni und Alfred im Workshop von Bloggerin Tara Wittwer. Referenten und Co. (v.l.n.r.): Marielle von Kesselstatt (BG3000), Dörte Stahl, Manuel Senke, Annika Lankers, Anne Forman, Aleksander Perkovic (Referenten der BG3000), Alexandra Jörrens (Lehrerin), Eugen Schulz (Projektleitung BG3000). Foto: SGW

 

Aleksander Perkovic sieht schon gar nicht wie ein klassischer Lehrer aus, mit seinem grauen Beanie auf dem Kopf. Der Referent dreht mit den Schülern nicht nur Videos, er gibt auch erste Tipps zum Schneiden und Bearbeiten der Filme. Oder auch zur Smart-Fotografie. Mit einem Beamer werden Fotos auf die Leinwand geworfen. Stimmungsvolle Aufnahmen, dynamische Aufnahmen, kunstvolle Aufnahmen – und alle in Schwarz-Weiß. Da wird ein ganz anderer Blick auf die Schule und deren Schüler geworfen. „Die eigene Identität soll sich in den Bildern finden“, sagt er und lobt zum Beispiel die Mädchen, die abseits des klassischen Selfies wunderschöne Portraits abliefern.

Und was bei den Kids besonders ankommt: „Die Referenten reden alle unsere Sprache. Die sind noch näher an uns dran“, sagt Jonas (14). „Wir dürfen sie auch duzen“, sagt Alfred (14).  Sein Kumpel Benni (14) schreibt grad seinen ersten Blog. „Dazu gibt es auch ganz konkrete Hinweise. Die ersten Schülern haben an diesen Tagen angefangen, mit WordPress einen eigenen Blogauftritt im Netz zu kreieren“, merkt Eugen Schulz von BG3000 an. Dieses Startup veranstaltet im Jahr etwa 60 Digicamps und greift da aus einem Pool von 80 Experten – wie Medienpädagogen, Ernährungsfachleuten, digitalen Kreativen und Co – zu. Wie auf Tara Wittwer, Influencerin mit abgeschlossenem Literatur-Studium und Content Strategist, die ein kleiner Star in der Szene ist. Bei so viel Prominenz kommt bei den jungen Schüler Freude auf – die gleich in Motivation umgesetzt wird.

Zum Finale am heutigen Nachmittag wurden in großer Runde Ergebnisse gezeigt, Bilanz gezogen. Bei der Schulleitung fällt diese ausnahmslos positiv aus: „Medienkompetenz ist wichtig – was das persönliche Profil betrifft, aber auch das Beherrschen der unterschiedlichen Formen, Präsentationsmöglichkeiten und Medien. Wir würden das Themenfeld gerne weiter bearbeiten und in zwei Jahren wieder ein Digi-Camp anbieten. Auch an einem Lehrercamp wären wir auch interessiert“, so Stefanie Reuter, die darauf verweist, dass die Schule bis zum Sommer ein neues Medienkonzept erstellen wird.